Journalismus mache ich in der Schule

Qualitätsmedien wie das Handelsblatt spielen eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft. Als vierte Gewalt kontrollieren sie Politik und Wirtschaft, tragen zur freien Meinungsbildung bei und stärken die Demokratie in Deutschland. Weil mir diese Aufgaben sehr am Herzen liegen, bin ich im Verein Journalismus macht Schule als Schulbesucherin aktiv. Es geht darum, Schülerinnen und Schülern dabei zu unterstützen, Informations- und Nachrichtenkompetenz zu erlangen, Fake von echten News zu unterscheiden und allgemein ein Verständnis für die Rolle und Funktion von Medien zu entwickeln.

Mein erster „Besuch“ war allerdings kein klassischer Schultermin im Sinne des Vereins. Sondern ein Workshop an der Volkshochschule Neuss, die mich angefragt hatte für die politische (Erwachsenen-)Bildung – zum Thema „Wie arbeitet eigentlich eine digitale Nachrichtenredaktion?“. Der kleine, feine Teilnehmer:innenkreis war extrem interessiert und diskussionsfreudig. Ich freue mich schon auf eine Neuauflage im kommenden Semester.

Vorher aber werde ich einer 8. Klasse in Dormagen einen Besuch abstatten. Mehr demnächst auch hier.

Und mehr zur Arbeit des Vereins in einem PDF hier.

Mit Diokletian und „Game of Thrones“ durch Dalmatien

Eine  kurze Reise nach Kroatien im Juni 2017 war so schön, dass ich unbedingt mal wieder einen Text für den dpa-Themendienst schreiben musste. Erste Station war Zadar, dann ging es nach Šibenik und schließlich ins eindrucksvolle (aber leider etwas überlaufene) Split.

Gewandelt bin ich auf den Spuren des römischen Kaisers Diokletian, habe viel über die wechselvolle Geschichte Dalmatians erfahren und einen Dom als Filmkulisse entdeckt.

Gut gedruckt

Besonders gefreut hat mich, dass die Welt meine Geschichte als Aufmacher ihres Reiseteils gedruckt hat. Aber auch in der Frankfurter RundschauRheinischen Post, Allgemeinen Zeitung und vielen anderen ist sie erschienen.

Ein guter Ausgangspunkt für Touren nach Šibenik und Split ist übrigens der zauberhafte Badeort Primosten. Das kleine Städtchen scheint nicht überlaufen, hat eine hübsche Altstadt auf einer Halbinsel und ein paar schöne Unterkünfte. 

Das Wort hat der Herr Bundeskanzler

Eigentlich ist Helmut Kohl an allem schuld. Wäre er nicht so lange Kanzler gewesen, könnte ich diese Geschichte nicht aufschreiben. Und hätte er nicht 1998 bei der Bundestagswahl haushoch verloren, hätte ich vermutlich nie ein Kapital für ein Lehrbuch geschrieben: den Abschnitt über seinen Nachfolger Gerhard Schröder in „Das Wort hat der Herr Bundeskanzler“ (Westdeutscher Verlag 2002).

Was Helmut Kohl dafür kann

Den Tag, an dem Helmut Kohl abgewählt wurde, habe ich verpasst. Es war der 27. September 1998 und ich auf dem Weg nach Glasgow. Ein aufregendes Jahr lag vor mir: meine Erasmus-Zeit an der viertältesten Universität Großbritanniens. In wenigen Tagen sollte das erste Trimester des Studienjahres 1998/99 losgehen, und ich wollte früh genug da sein, um mir alles in Ruhe anzusehen und mich in meinem Wohnheimzimmer einzurichten.

Klar war mir nicht entgangen, dass der 27. September der Wahlsonntag des Jahres 1998 war – die zweite Bundestagswahl übrigens, an der ich teilnehmen durfte. Mir ging es aber wie vielen Menschen meines Alters damals, die sich kaum daran erinnern konnten, dass vor Helmut Kohl mal Helmut Schmidt Kanzler gewesen war. Ich hatte natürlich vor meiner Abreise meine Stimme abgegeben; per Briefwahl, damit ich am Wahltag nicht erst noch ins Wahllokal musste, bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen machte.

Und sicher war ich wie viele andere der Ansicht: 16 Jahre Helmut Kohl sind genug. Zeit für etwas Neues. Für einen Neuen. Aber wirklich groß drüber nachgedacht habe ich nicht. Ich war zu sehr mit dem beschäftigt, was in den nächsten Monaten vor mir lag. Und so war es eher Zufall, dass ich beim Umsteigen irgendwo mitten in England auf einen Bildschirm mit einem Live-Bericht der BBC blickte. Kohl sah ziemlich fertig aus. Gerhard Schröder kam auch drin vor. Irgendwas hatte sich seit meinem Abflug am selben Nachmittag in Deutschland verändert.

Dass es ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik war, war mir an dem Abend einigermaßen egal. Erst später wurde mir die Dimension klar: Erstmals war eine amtierende Regierungskoalition komplett abgewählt worden. Ein Machtwechsel stand bevor: Zwei bisherige Oppositionsparteien hatten genug Stimmen bekommen, um nach 16 Jahren Kohl die Regierungsverantwortung zu übernehmen.

Ein Ausflug nach Berlin

Im Nachhinein habe mich etwas geärgert, dass ich diesen historischen Moment im Wortsinn nur im Vorübergehen wahrgenommen habe. Die folgenden Koalitionsverhandlungen habe ich von Glasgow aus zwar ein bisschen mitverfolgt. Aber damals war kaum jemand rund um die Uhr online, schon gar nicht im Wohnheim und wenn es darum ging, das schottische Studentenleben jenseits der Hörsäle zu erkunden.

So ist mir dann noch ein historisches Ereignis entgangen: die Antrittsrede des ersten Bundeskanzlers einer rot-grünen Koalition. Zum Glück jedoch gab es an der Uni Köln im Wintersemester 1999/2000 ein spannendes Hauptseminar zum Thema politischen Reden bei Karl-Rudolf Korte, in dem es unter anderem um erste große Reden von Spitzenpolitikern ging.

In diesem Rahmen sind wir Anfang Dezember 1999 nach Berlin gereist, gesponsort vom verdiente-Genossen-aus-dem-Wahlkreis-dürfen-nach-Berlin-reisen-Budget einer SPD-Abgeordneten aus dem Kölner Umland. Besuch des SPD-Parteitags und Abstieg im Fünf-Sterne-Hotel inklusive. Gesprochen haben wir unter anderem mit dem damaligen Vize-Regierungssprecher von Gerhard Schröder, Thomas Steg, und den einstigen Schreibern von Helmut Schmidt und Willy Brandt, Thilo von Trotha und Klaus Happrecht.

Ein Buch entsteht

Ein gutes Jahr später hatte Karl-Rudolf Korte dann die Idee, aus dem Reden-Thema mit einer Handvoll Politik-Studenten ein kleines Forschungsprojekt zu starten, an dessen Ende 2002 eine Publikation zu den Antritts-Regierungserklärungen aller deutschen Bundeskanzler stehen sollte:  Das Wort hat der Herr Bundeskanzler – Eine Analyse der Großen Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder.

Mein Thema, mein Kapitel: Gerhard Schröder und die Neue Mitte. Nach intensiver Recherche und Gesprächen unter anderem mit Schröders Redenschreiber Reinhard Hesse entstand meine Analyse der ersten großen Regierungserklärung des dritten und bislang letzten SPD-Kanzlers in der Geschichte der Bundesrepublik. Der befand sich bei Erscheinen des Buches übrigens schon im Wiederwahlkampf, den er 2002 gegen Edmund Stoiber gewann.

Ende 2002 waren unser Herausgeber, einige meiner Mit-Autoren und ich dann anlässlich der zweiten Amtszeit von Schröder und seiner erneuten Antrittsrede als Kanzler, noch einmal in Berlin. Im ehemaligen Staatsratsgebäude mit dem Portal des Berliner Schlosses gab es eine Deutschlandfunk-Diskussion, die unser Herausgeber geschickt zur Buchpräsention nutzte.

Übrigens, Herr Korte, falls Sie diesen Text jemals lesen: Mein Angebot, für eine Neuauflage des Buches das Angela-Merkel-Kapitel zu schreiben, steht noch…

Karl-Rudolf Korte (Hrsg.): „Das Wort hat der Herr Bundeskanzler“
Eine Analyse der Großen Regierungserklärungen von Adenauer bis Schröder. 479 Seiten. ISBN 3-531-13695-x. 34,90 Euro. Westdeutscher Verlag 2002

Wenn Handwerker ihr Handwerk verlassen

Reden hilft. Meistens. Und manchmal kommt dabei sogar eine gute Geschichte heraus. Zum Beispiel diese, von der mir eine Kollegin erzählte: Ein junger Mann lernt Glasbläser. Er merkt schnell, dass das hierzulande eine brotlose Kunst ist. Er macht noch eine Ausbildung und findet schließlich seine Nische in einem Unternehmen, das hauchfeine Glasröhrchen für medizinische Apparate herstellt. Sein Traum ist es, sich irgendwann selbstständig zu machen und doch von seiner Kunst leben zu können. Vom Handwerk in die Industrie – und vielleicht wieder zurück?

Handwerk hat nicht immer goldenen Boden.

Diese Geschichte habe ich 2018 mal für dpa aufgeschrieben. Der Werdegang des Berliner Eric Jacob ist der Ausgangspunkt. Erschienen ist der Text unter anderem digital in der Süddeutschen Zeitung.